Die fünfzehnjährige Alicia steht zu Hause in ihrem Zimmer vor einer beeindruckenden Wand:
Pokale, Urkunden, Medaillen und Abzeichen soweit das Auge reicht – alles Auszeichnungen, die sie beim Taekwondo, ihrer Lieblingssportart, gewonnen hat.
Unser Respekt steigt noch ein bisschen mehr, als die Realschülerin auf ihre Urkunde zeigt, die sie als Inhaberin des ‚schwarzen Gürtels‘ * ausweist. Tägliches Training und Schule vereinbart Alicia gekonnt mit viel Disziplin – trotz des hohen Zeitaufwandes für Training und Sportwettkämpfen im In- und Ausland hat das junge Talent sehr gute Schulnoten im aktuellen Zeugnis.
Alicia hat ELSA hilft einige spannende Einblicke aus ihrem sportintensiven Leben gegeben:
ELSA hilft: Alicia, was passiert, wenn ich beim Taekwondo „Sabomnim-ke kyong-nyet“ im Dojang rufe?
Alicia: (kurzes Zögern – dann wiederholt sie den Satz nochmal in verständlichem Koreanisch)
Ah! Dojang ist unser Trainingsraum. Und zu Anfang der Übungsstunde verbeugt man sich vor dem Großmeister und grüßt ihn (Anmerk.: und traditionell in der asiatisch importierten Sportart auch die Fahne, unter der man antritt) mit diesen Worten.
ELSA hilft: Wann und warum hast Du mit Taekwondo begonnen?
Alicia: Am 1. Dezember 2015. Meine Schwester Amina hat mit Taekwondo angefangen, ich wollte es auch probieren und nach einem Probetraining stand für mich fest, dass ich weiter üben möchte. Vorher hatte ich auch andere Sportarten ausprobiert, wie Turnen oder Reiten.
Aber Taekwondo ist das, was mir am besten gefällt.
ELSA hilft: Alicia, Du hast den schwarzen Gürtel. Wenn Du kämpfst, wie zum Beispiel beim Park Pokal 2018 im Taekwondo, trägst Du Brustschutz und Helm. Trotzdem sieht so ein Kampf für einen Laien ganz schön gefährlich aus. Wie bereitest Du Dich auf einen Kampf innerlich vor?
Alicia: Von außen sieht es schon gefährlich aus und tatsächlich hat man nach jedem Kampf auch einige blaue Flecken (lacht), aber ich weiß, was gefordert wird, mit welchem Gegner ich es zu tun habe und darauf stelle ich mich voll ein.
Der Kampf geht über drei Runden, die jeweils eine Minute und 45 Sekunden dauern, dazwischen gibt es eine Pause von jeweils dreißig Sekunden, mein Trainer steht neben der Matte und gibt pausenlos Anweisungen, in den Pausen darf er mich auch beraten.
ELSA hilft: Wie kann sich das ein Laie vorstellen?
Alicia: Im Kampf blende ich alles um mich herum aus, ich höre nur auf die Stimme meines Trainers, der permanent hineinruft. Meistens sind das kurze Anweisungen wie „Mach Standard!“, Geh‘ raus“, oder „Geh‘ weg!“.
An dem Helm und an den Füßen gibt es Sensoren, die den Kontakt als Treffer zählen.
Dafür gibt es zwei oder drei Punkte, bei einem Treffer aus einer Drehung aufgrund des höheren Schwierigkeitsgrades gibt es sogar vier oder fünf Punkte.
Der Kampf ist gewonnen bei einem Unterschied von 20:0 Punkten, bei einem K.O. oder ganz regulär ist nach drei Runden derjenige Sieger, der die meisten Punkte hat.
ELSA hilft: Was hat Taekwondo überhaupt für eine Bedeutung für Dich, welchen Sinn macht das Taekwondo-Üben?
Alicia: In erster Linie ist es der Wettkampf gegen andere Kämpferinnen meiner Alters- und Gewichtsklasse. Für mich persönlich bedeutet das Üben von Taekwondo meine Ziele zu verwirklichen, zum Beispiel so gut zu trainieren, dass ich den schwarzen Gürtel erhalte. Dazu braucht es viel Disziplin. Jeden Tag trainiere ich fast zwei Stunden.
ELSA hilft: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit ELSA hilft? Was sponsert ELSA hilft für Dich?
Alicia: Die Verbindungzu ELSA hilft ist durch Alpha e.V. zustande gekommen. Die Wettbewerbe, an denen ich teilnehme, finden auch außerhalb Deutschlands statt, in Belgien, Holland oder Luxemburg. Allein die Kosten für die Unterkunft können leicht 200 Euro betragen. Das ist toll, dass ELSA hilft diese Aufwendungen für meine Sportkarriere übernimmt. Ebenso einen wichtigen Teil meiner Ausrüstung, die Schützer, diese wurden auch von ELSA hilft bezahlt.
ELSA hilft: Hast Du sonst noch Interessen außer Taekwondo?
Alicia: Freizeit mit meinen Freunden. Es ist wichtig mal rauszugehen, über alles reden, meine Freunde kann ich sofort anfunken, sie sind immer für mich da.
ELSA hilft: Was war der für Dich größte Erfolg? Und was bedeutet Dir Dein Sport?
Alicia: Vor zwei Jahren bin ich Dritte bei den Deutschen Meisterschaften in Magdeburg im Taekwondo geworden. Dieses Jahr konnte ich leider krankheitsbedingt nicht teilnehmen.
Auch bei internationalen Turnieren im In- und Ausland, wie z.B. den ‚Berlin Open‘ nehme ich regelmäßig teil. Generell bin ich stolz auf alle Turniere, an denen ich teilnehmen konnte. Eine ‚Niederlage‘ gibt es für mich nicht, da ich in jedem Kampf immer an Erfahrung gewinne.
Im Verein und im Sport fühle ich mich aufgehoben. Meine Großeltern unterstützen mich bei jedem Wettkampf, ob als Fahrdienst oder als Begleitung, sie sind voll integriert. Im Verein herrscht sowieso eine ganz familiäre Atmosphäre mit vielen gemeinsamen Ausflügen in der Freizeit.
ELSA hilft: Was magst du an anderen Menschen?
Alicia: Ehrlichkeit. Dazu gehört für mich, dass man sich auch gegenseitig die Meinung sagen kann. (Lacht) Ich bin da ganz direkt.
ELSA hilft: Was hältst Du für Deine starken Seiten?
Alicia: Sport ist meine starke Seite. Sonst würde ich sagen, ich bin hilfsbereit und kann gut zuhören.
ELSA hilft: Wenn es eine persönliche Flagge für dich gäbe, wie würde sie aussehen?
Alicia: Das wäre ganz klar die Flagge meines Vereines, der ‚Wuppertaler Tiger‘.
Alicia, vielen Dank für dieses informative Gespräch.
*(Kinder erhalten den schwarzen Gürtel bei besonderer Leistung als ‚Pum‘ – Grad, erst als Erwachsener kann man den schwarzen Gürtel als ‚Dan‘-Grad erhalten)
Hintergrund:
Taekwondo steht übersetzt für das aus dem Koreanischen: Tae (Fußtechnik), Kwon (Handtechnik) und Do (Weg). Bei dieser Kampfsportart geht es darum, durch vielfältige Faust- und Fußtechniken bei vollem Körpereinsatz – ob in Kopfhöhe, gedreht, gesprungen, doppelt oder dreifach mit Fauststößen, zum Angriff und mit Blocks zur Verteidigung gegen einen Gegner zu kämpfen.
Der „Weg“ hingegen beschreibt die persönliche Entwicklung, die jeder echte Taekwondoka durchläuft, vom Weißgurt zum Schwarzgurt, vom Schüler zum Meister. Dabei geht es um mehr, als nur sportliche Fortschritte. Wird Taekwondo richtig gelehrt und erlernt, wird es zur Charakterschule. Geduld, Respekt vor dem Gegenüber, Erkennen der eigenen Schwächen und Stärken, Selbstdisziplin sind nur einige Aspekte, mit denen sich der Sportler im Training auseinandersetzen muss.
Einblicke von Alicia beim Park Pokal 2018 Taekwondo 236 Sofia Klein vs Alicia Langenkamp