Ein Glückspilz

Die richtig guten Geschichten schreibt das Leben lieber selbst – und das Glück ist oft der Ideengeber.

Sonntagnachmittag ist eine perfekte Zeit zum Spazierengehen, der Hund kommt raus, ein schöner Herbstwaldweg, und auf einmal ist da diese kleine Hand, die nach meiner greift – und nicht mehr loslässt.

Keram ist ein wunderbar fröhlicher Junge, er sagt nichts, aber er spricht mit seinen Augen. Auf einem Spaziergang lernten Renate Hirschmann und Jutta Lau den Zehnjährigen und seine Mutter zufällig kennen. Ein glücklicher Zufall.

Familie Alkhalil lebt mit ihren beiden Zwillingssöhnen Keram und Joud seit 2016 in Deutschland. Das syrische Arztehepaar arbeitete und lebte eine längere Zeit in Saudi-Arabien, 2012 wurden die Zwillinge geboren, einundzwanzig Monate nach der Geburt  wurde bei Keram frühkindlicher Autismus festgestellt.

In dieser neuen und herausfordernden Situation entschieden sich die Eltern 2016 nach Deutschland zu ziehen, um Keram mit einer optimalen Förderung zu unterstützen. Es stellte sich heraus, dass auch sein Bruder Joud eine Autismus-Spektrum-Störung hat, die Bandbreite innerhalb dieses Handicaps ist jedoch riesig.

Joud besucht mit Unterstützung eines Integrationshelfers die fünfte Klasse des Gymnasiums, lernte schnell Deutsch und schreibt gute Noten – nicht nur in seinen Lieblingsfächern  Biologie und Erdkunde. In seiner Freizeit übt er gerne Bewegung und Sport, die er für sich üben kann, so wie Yoga und Schwimmen.

Keram besucht die Helen-Keller-Förderschule in Ratingen. Nachmittags ist er im Therapiezentrum „Glückspilze“ in Ratingen in der Betreuung und zur ABA-Verhaltenstherapie. Durch Fingerzeigen und Bringen von Gegenständen macht der Zehnjährige auf seine Bedürfnisse aufmerksam.

Am glücklichsten ist Keram auf dem Spielplatz und beim Spazierengehen. Frau Alkhalil lacht, wenn sie von Kerams besonderer Liebe zu jeder Form von Topfdeckeln erzählt. „Und wenn er Hunger hat, bringt er einfach einen Teller in die Küche.“ Trotz aller Mühe – das Erlernen von Gebärden zur besseren Kommunikation ist bisher noch ohne Erfolg geblieben.

Eine Tomatis-Therapie könnte hier helfen.

Die Tomatis-Therapie  ist eine Methode, mittels spezieller Hörprogramme das Gehirn so zu trainieren, dass sich motorische, emotionale und kognitive Fähigkeiten entwickeln, die die alltägliche Kommunikation deutlich verbessern können. Obwohl die Therapie weltweit Anerkennung findet, wird sie von den Krankenkassen nicht bezuschusst.

ELSA hilft wird die Kosten der Therapie in Höhe von 1.170 Euro für Keram übernehmen.“ Renate Hirschmann lächelt, wenn sie von ihrer Begegnung mit dem quirligen Jungen spricht. Beeindruckt war ELSA hilft besonders von dem Einsatz, den beide Eltern für die Förderung ihrer Kinder bringen.

Gemessen an dieser Herzlichkeit und Mühe ist Keram sicher in vielerlei Hinsicht ein „Glückspilz“. Sherin Alkhalil übernimmt die Betreuung der beiden Jungs volltags von zu Hause aus. Hinzu kommt, dass die Ärztin  aufgrund einer eigenen Erkrankung in ihrem Beruf zunächst seit einem Jahr pausieren musste.

Für Renate Hirschmann war ein ausschlaggebender Punkt  für die Förderung durch ELSA hilft, dass die Therapie den Familienalltag entscheidend erleichtern kann. Ausgewählt wurde das renommierte Atlantis-Zentrum in Belgien, geleitet von dem Tomatis-Schüler Jozef Vervoort, das einem Elternteil mit Kind die Therapie in einem zwölftägigen, intensiven Aufenthalt anbietet.

Weitere Termine für das Hörtraining sind in einem Rhythmus von Pause und Lernen vorgesehen.

ELSA hilft wünscht der Familie Alkhalil von Herzen Gesundheit, gute Erholung und viel Erfolg für Keram bei der Therapie!

Was ist die Tomatis-Therapie – kurz erklärt

Die Tomatis-Therapie, entwickelt und benannt nach dem französischen HNO-Arzt und Wissenschaftler Dr. Alfred Tomatis, kann Kindern und Erwachsenen helfen, durch natürliche neurosensorische Stimulationen ihre Hörverarbeitung zu verbessern.

Mittels spezieller, individuell abgestimmter Hörprogramme wird das Gehirn so trainiert, dass sich motorische, emotionale und kognitive Fähigkeiten entwickeln.

Wem hilft die Tomatis-Therapie?

Miteinander zu kommunizieren und zu lernen sind für die meisten von uns alltägliche Prozesse, über die man kaum nachdenkt. Automatisch verläuft Kommunikation dennoch nicht – zehn Prozent aller Menschen sind dazu nur eingeschränkt fähig, weil ihre Fähigkeit, Sinneseindrücke zu verarbeiten, eingeschränkt ist.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten weder richtig zuhören noch Ihr Gegenüber richtig wahrnehmen.

Noch schlimmer ist die gespiegelte Version: Sie würden von Ihrem Gegenüber nicht verstanden oder wahrgenommen.

Klingt wie ein Alptraum? Menschen sind soziale Wesen. Die Folge wäre emotionaler Rückzug, Ängste, fehlendes Selbstbewusstsein, Unruhe, Aggressivität, Konzentrationsmangel und schnelle Ermüdung.

Hier setzt die Tomatis-Therapie ein: das Gehirn wird über das Hören stimuliert, und stärkt so auch die Fähigkeit des Zuhörens. Als Stimulanz, um das Gehirn entsprechend zu trainieren, dient zum einen (klassische) Musik, z.B. von Mozart, die wegen der klanglichen Kontraste besonders geeignet ist, und zum anderen Stimmaufnahmen. Bei Kindern wird häufig die Stimme der Mutter verwendet, da diese pränatal schon im Mutterleib wahrgenommen wurde.

Die Tomatis-Therapie wird mittlerweile weltweit in 2.000 Fachzentren angeboten. Allerdings ist sie von der Schulmedizin wissenschaftlich bislang nicht anerkannt, die Kosten dafür werden daher von den Krankenkassen in Deutschland nicht übernommen.

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