Audioguide zur Düsseldorfer Kunstausstellung „DIE GROSSE“

Die Düsseldorfer Kunstausstellung „DIE GROSSE“ im Museum Kunstpalast hat jährlich ca. 14.000 Besucher. Dieses Jahr findet die Ausstellung vom 23. Juni bis 28. Juli 2024 statt.

Wer leitet die Besucher fachkundig und unterhaltsam durch die Ausstellung?

Richtig. Der Audioguide. Mittels QR-Codes kann der Besucher eine spannende Kunstreise erleben.

Einen solchen Audioguide haben die Schüler des Wim-Wenders-Gymnasiums aus der Oberstufe (Q1) erstellt. Aus insgesamt 158 Teilnehmern wurden von den Schülern des Kunst-Leistungskurses zwölf Künstler mit ihren Werken im Vorfeld ausgesucht. Danach haben sowohl der Leistungskurs Kunst als auch die Grundkurse Musik und Kunst die Ausstellungsstücke in Einzelarbeit oder in Gruppen besprochen, um später eigene Texte und Musikbeiträge zu den Kunstwerken aufzunehmen.

Der alternative Guide mit den kreativen Texten und unterlegten Musikstücken der Schüler wurde vom Publikum bereits im letzten Jahr sehr gut angenommen und konnte dank der Förderung von Elsa hilft dieses Jahr unter professionellen Bedingungen im Tonstudio „Sprachlabor“ in Düsseldorf aufgenommen werden.

Renate Hirschmann und Ute Kirberger von Elsa hilft waren bei den Tonaufnahmen im Sprachlabor dabei und konnten spannende Eindrücke mitnehmen.

Bilder: Elsa hilft, Anke Lohrer (privat)

Interview mit 3 Schülerinnen

Anna-Lena (16), Allegra (16) und Princelia (17) aus dem Kunst-Leistungskurs haben uns erzählt, wie sie ihren Beitrag zu dem Audioguide gestaltet haben.

Die Bilder, die im Text genannt werden, können leider aus urheberrechtlichen Gründen nicht gezeigt werden. Das Bild wird kurz beschrieben.

Elsa hilft: Wie habt Ihr Euch die Künstler ausgesucht?

Anna-Lena: Wir haben alle Werke ohne Vorauswahl zu Gesicht bekommen und im Kurs dann gemeinsam eine Auswahl getroffen. Wir haben uns in Gruppen zusammengesetzt, genauer betrachtet was uns gefallen hat und haben dann gewählt.

Princelia: Wir sind elf oder zwölf Schüler im Kunst-LK. Die Aufgabe war auch, dass jeder für ein Kunstwerk zuständig ist. Ich habe drei Bilder von Andreas Korte* gewählt, die ich dann beschrieben habe.

*Die KI-generierten schwarz-weiß Fotos von Andreas Korte zeigen Personen in Künstler-Ateliers in mit vielen Skulpturen.

Elsa hilft: Gab es auch unterschiedliche Meinungen oder Texte zu einem bestimmten Bild?

Allegra: Wir hatten bei dem Künstler Roman Klonek* unterschiedliche Positionen. Obwohl es auf den ersten Blick an eine Illustration erinnert, war es aber doch ein Holzschnitt. Daher wollten wir uns auf die Technik beziehen. Wir haben auf dem Bild auch unterschiedliche Emotionen erkannt. Es ist dann schwierig, wenn Person A in dem Bild jemand Glückliches sieht und Person B sagt, der ist aber unglücklich. Das spiegelt sich dann auch in den Texten. Ansonsten hatten wir aber eine total harmonische Zusammenarbeit.

*Roman Klonek, Farbholzschnitt, dreifarbig, graphische Elemente

Anna-Lena: Die Eindrücke kamen eigentlich erst ganz am Schluss, wo wir die Werke nochmal verglichen haben und man gesagt hat, ich hätte das eigentlich so interpretiert und nicht so.

Ein Beispiel: Es gibt ein Bild von Norika Neustedt, dort wird ein Kopffüßler als Mensch in einem überdimensionierten Ei dargestellt. Wir haben versucht uns in das Bild hineinzufühlen, einen Bezug zur Gesellschaft darzustellen und haben es aus unserer Perspektive interpretiert, dass wir einen Menschen mit vielen Fassaden darin sehen.

Fantastische Rückmeldung für den Audioguide bei den Besuchern

Elsa hilft: Für wen wird der Audioguide erstellt? Wurde bei dem Audioguide eine bestimmte Methode vorgegeben?

Frau Lohrer: Der Audioguide ist für alle Menschen jeder Altersgruppe gedacht. Bereits im letzten Jahr hatten wir einen Audioguide mit einfachen Mitteln für die Ausstellung „Die GROSSE“ erstellt und eine fantastische Rückmeldung bekommen. Viele Personen haben diesen Audioguide letztes Jahr per QR-Code über ihr Handy in der Kunstausstellung abgerufen. Der Leiter der Ausstellung, Dr. Emmanuel Mir, hatte uns daher gebeten, unseren Audioguide wieder zu erstellen.

Wir haben die Bilder als Ausgang für kreatives Schreiben gewählt, ein Ansatz wurde den Schülern nicht vorgegeben. Ich habe den Schülern freie Hand gelassen, damit sie ganz unvoreingenommen daran gehen können.

Elsa hilft: Der Audioguide besteht einmal aus einem gesprochenen, kreativen Text und außerdem aus einem Musikbeitrag, den eine andere Gruppe aufgenommen hat. Wie werden beide Beiträge für den Audioguide verarbeitet?

Frau Lohrer: Beides wird hier im Tonstudio kombiniert. Teilweise haben die Gruppen miteinander kommuniziert.

Elsa hilft: Ihr wisst auch welche Musik unter Euren Text gelegt wird?

Anna-Lena, Allegra, Princelia: Ja.

Elsa hilft: Princelia, hier ist eine spezielle Frage an Dich, da Du Dich mit einem Künstler beschäftigt hast, der seine Fotos mit künstlicher Intelligenz erzeugt hat (dargestellt werden in einem Schwarz-weiß-Bild je eine Frau und ein Mann in ihren Ateliers mit vielen Skulpturen im Hintergrund).

Princelia: Beide Fotos habe ich in einem Dialog verarbeitet, als Disput zwischen einem Mann und einer Frau. In meiner kreativen Bearbeitung sind beide Geschwister, woraus sich dann eine weitere Story ergibt.

Elsa hilft: Wenn der Künstler das Bild mit KI erzeugt, steht auf der einen Seite das Handwerkliche und auf der anderen Seite der künstlerische Aspekt. Hat Dich das beeinflusst?

Princelia: Das hat mich nicht beeinflusst, ich habe die Fotos einfach auf mich wirken lassen. Während ich das Bild betrachte, entwickle ich schon kreative Ideen. Erst im Unterricht wurde ich darauf aufmerksam, dass die Fotos KI-generiert waren. Zuerst habe ich gedacht: „Oh Gott, das ist ja nicht echt. Gleichzeitig sieht es so gut aus. Was soll ich jetzt machen?“

Das habe ich gegeneinander abgewogen und ich habe es dann so gut ich es halt konnte ausgenutzt.

Elsa hilft: Hat einer von Euch auch mit dem Künstler selber gesprochen?

Anna-Lena, Allegra, Princelia: Leider nicht.

Frau Lohrer: Der Zeitraum war dieses Jahr zu knapp, um die Künstler zu treffen. Außerdem hatte der Kunst-Leistungskurs viele Termine, so dass es leider nicht möglich war.

Audioguide soll kreativ und informativ für die Besucher sein

Mir war wichtig, dass wir einen Audioguide kreieren, der zum einen informativ – aber auch kreativ ist – und dass die Schüler herausgefordert sind, divergent zu denken, d.h. kreativ an das Bild heranzugehen und das Bild nicht so zu betrachten, wie das unter Laien häufig der Fall ist, das man denkt, der Künstler hat mit dem Bild dies oder das aussagen wollen und wir suchen genau nach dieser Sache. In der Schule wird häufig vermittelt, dass hinter einem Bild eine bestimmte Botschaft ist.

In Audioguides in Museen wird das unter Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern häufig suggeriert. Wir wollten eine Offenheit schaffen mit dem Audioguide und eine wirkliche Interpretation von den Schülerinnen und Schülern.

 

Elsa hilft: Geht Ihr intuitiv an das Kunstwerk heran oder ist es Euch wichtig, dass der Zuhörer auch Hintergrundinformationen zu dem Künstler oder dem Werk bekommt?

Allegra: Ja, wir hatten auch Künstler, die sich an anderen Künstlern orientiert haben, z.B. Frank Fenstermacher* hat sich an Monet orientiert. Es gibt natürlich einen sehr faktisch orientierten und elitären Zugang zur Kunst, den man häufig sieht bei solchen Besuchern, die einen akademischen Hintergrund mitbringen. Wir wollten den humorvollen Ansatz mitreinbringen, ohne dass das heißt, dass es fernab von jedem Sinn und Zweck ist. Dann haben wir uns gedacht, dass wir einen Disput zwischen Monet und Fenstermacher praktisch erschaffen, weil das Bild doch sehr nah an Monets Originalbild war. Man kann natürlich Fakten zu dem Bild nennen, wie Größe, Maltechnik, Entstehungshintergrund etc., unserer Meinung nach lässt das einen Betrachter und Zuhörer nicht so Eintauchen in die Kunst.

Wenn man eine Welt um das Bild herum bildet bzw. kreiert, das den Betrachter am Ende des Rundgangs mit Audioguide gut informiert hat und ihn wissender entlässt als bei seinem Eintritt in die Ausstellung mag wohl die Aufgabe des Audioguides erfüllt sein.

 

*Frank Fenstermacher zeigt Bilder im Stile des Impressionismus, auf dem jedoch Windräder zu finden sind.

 

Anna-Lena, Allegra und Princelia wir danken Euch für das Gespräch und freuen uns schon auf die Ausstellung!

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